Wiewohl es durchaus zu vermuten war, am Mittwoch kam die Gewissheit. Sämtliche Amateurligen werden abgebrochen und annulliert. Somit werden sowohl unsere Frauen, als auch unsere Männer in jeweils vielversprechender Ausgangsituation um eine Chance auf den Aufstieg beraubt. Nach aktuellem Stand müssen wir demnach einerseits eine Extrarunde in der Wiener Stadtliga und andererseits in der 2. Bundesliga der Frauen drehen.
Einmal mehr wählt man damit eine typisch österreichische Variante. Die Annullierung und Nicht-Wertung aller Bewerbe der Frauenligen, im Amateur- und Nachwuchsbetrieb ist wohl zweifelsfrei als die einfachste aller „Lösungen“ zu sehen. Natürlich tragen Verbände keinerlei Schuld an der aktuellen Situation. Und doch bleiben wohl viele unter uns aktuell mit viel Unverständnis und offenen Fragen über. Andere Länder, etwa Belgien, Schottland oder Spanien haben vorgemacht, dass es auch Alternativen gibt. Man hätte auch durchaus kreative Ansätze in Betracht ziehen können. Der ÖFB aber hat sich, wie bereits erwähnt, einmal mehr für die einfachste „Lösung“ entschieden. Der viele Aufwand, den Funktionäre, Spieler*innen und Fans im Amateurbereich aufbringen, wird für das letzte Halbjahr mit einer Entscheidung de facto zunichtegemacht. Auch uns ist bewusst, dass die aktuellen Umstände, ausgelöst durch das Coronavirus einen geregelten und „normalen“ Spielbetrieb wohl für einige Zeit verunmöglichen. Umso mehr zeigt die Entscheidung in den beiden höchsten Spielklassen der Männer auf Geisterspiele zu setzen, wer im modernen Fußballbusiness das Sagen hat, nämlich das ach so liebe Geld. Solange TV-Gelder fließen, muss gespielt werden. Die Annullierung der höchsten Ligen der Frauen zeigt zudem die Geringschätzung dieser Bewerbe im Verband. Ein Umstand, der nicht neu ist. Gespielt wird eben nur dort, wo auch finanziell Profit gemacht werden kann. Dass dabei in vielen anderen Bereichen dringend notwendige Tests tausendfach für Profispieler verwendet werden, ist nur eine weitere Absurdität. Überboten wird diese Absurdität nochmals im Rechtsgutachten des Verbands, wo man sich allen ernstes auf einen Präzedenzfall der Saison 1944/45 bezieht.
Bewusst haben wir uns aber als Fans des First Vienna Football Clubs 1894 dazu entschieden vor unserem Block im Stadion Hohe Warte ein positives Statement anzubringen. Viel zu wichtig ist es in der aktuellen Situation Solidarität zu zeigen: in der blau-gelben Fußballfamilie, im persönlichen, wie im gesellschaftlichen Umfeld. Jedenfalls noch mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate werden wir wohl auf Spiele unseres Vereins im Stadion verzichten müssen. Mehr als abgedroschene Durchhalteparolen, die alle unter euch in den letzten Wochen wohl nur zu oft gehört haben, können wir an dieser Stelle leider auch nicht leisten. Es bleibt dabei: Fans müssen die kritische Stimme des Fußballs sein. Es gilt auch weiterhin unbequem und lästig zu sein.
Glücklicherweise ist unser Verein finanziell durch die aktuelle Situation weniger bedroht, als viele andere Vereine im österreichischen Amateurfußball. Trotz alledem wird auch die Vienna nicht ohne blaues Auge davonkommen. Auch und gerade deshalb haben wir bereits vor einiger Zeit als Fandachverband ein virtuelles Heimspiel am 22.08.20, dem Geburtstag der Vienna, ausgerufen. Die Spenden sollen immerhin teilweise die entfallenen Einnahmen durch Eintrittsgelder etwa abfedern. Zudem war es uns ein besonderes Anliegen, Personen auch finanziell unter die Arme zu greifen, die durch diese Krise besonders hart betroffen sind. Sowohl vor unserer Haustür haben zahlreiche Menschen ihre Jobs verloren, werden durch viele wirtschaftliche Schikanen in ihrer eigenen Existenzgrundlage bedroht, aber auch etwas weiter über den eigenen Tellerrand geblickt, gibt es Menschen, die ebenfalls hart getroffen werden. An den Grenzen Europas leiden Menschen in unerträglichen Umständen in Camps. Diesen gilt es ebenso helfend bei Seite zu stehen.
Kauft weiterhin Tickets für das virtuelle Heimspiel (www.1894.at/tickets) und seid solidarisch mit euren Mitmenschen. Einmal mehr von Entscheidungen des Verbands negativ betroffen, werden wir auch diese Situation als Verein und Fangemeinde überstehen und hoffentlich gestärkt daraus hervorgehen.
Together we are, what we can’t be alone!
First Vienna Football Club 1894 Supporters – wir bleiben dran, wir bleiben da, wir bleiben lästig.